Tuesday, June 3, 2008

Hammelburg Tag 2: Beton Okay, Sandsack Super

Aufstehen um 6.20 Uhr. Unterricht von einem Hörsaaloffizier. Was tun im Krieg, Herr Hörsaaloffizier? In Deckung gehen, wenn es knallt. Irgendwie mag ich den Typen. Der erste Mensch von der Bundeswehr, der mir sympathisch ist. Er benutzt tolle Worte wie „Informationsaufsaugungsarbeit“ oder „Knallschaden“ und ich denke: Ab ins Feuilleton damit!

Nach dem Mittagessen dann Ausflug in das Militär-Übungsdorf „Bonnland“. Früher haben dort Menschen gewohnt, jetzt steht es leer und dient als Kulisse für Panzer- und Patronen-Spielchen. Wir lernen in einem sogenannten „Beschussgarten“ die Wirkung von Geschossen kennen (Beton okay, Sandsack super) und stellen fest wo man überall Sprengstoff verstecken und auslösen kann: Mit Lichtschranke auf Treppen, als Handgranate mit Stolperdraht, unter dem Teppich, in einem Kugelschreiber, sogar in einem Plattenspieler. Es gibt auf diesem Truppenübungsplatz eine Art Haus des Horrors, in dem die ganzen Explosionsauslösetricks ausgestellt sind. Besonders krass: Ein Bild hängt schief an der Wand, man will es gerade aufhängen. Ein Zünder wird ausgelöst. Bumm. Krass.

Dann gehen wir mit Helm und Kevlar-Weste in das Kampfdorf und üben, wie man sich verhält, wenn auf einen geschossen wird: Auf den Boden! Bei Explosion: Mit den Füßen Richtung Explosionsquelle, Hände über den Kopf und Mund aufmachen (!). Sonst platzt die Lunge.
Im Dorf dürfen junge Bundeswehrsoldaten in die Rolle der Dorfbevölkerung schlüpfen – sie spielen besoffene Penner, vor denen ich Reißaus nehme, junge Dorfkicker, die erst festgenommen und dann von Scharfschützen erschossen werden. Wir müssen einmal durch das Dorf laufen. Und immer wieder wird auf uns geschossen – runter auf den Boden, oder hinter die Mauer, ach nee, doch nicht, da liegt ja eine Mine. Eine Party zu der wir eingeladen werden, entpuppt sich als Selbstmordbomber-Falle und unsere ganze Journalistentruppe stirbt 1000 theoretische Tode.

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